Inhaltsverzeichnis
- (Fiktive) Unterrichtsvorbereitung im Fach Deutsch. 2
- 1. Thema der Unterrichtsstunde:. 2
- 2. Sachanalyse:. 2
- 3. Lernziele:. 6
- 4. Verlaufsplan. 7
- 5. Vorüberlegungen und Entscheidungen. 8
Datum: 25.07.2014
Zeit: 10.15 – 11.00 Uhr
Klasse: 12. Klasse
Die durch das Video vermittelten Grundkenntnisse über die Epoche des „Sturm und Drang“ anhand von Textarbeit zu vertiefen und dadurch Inhalte anzuwenden.
Thema und Inhalt dieser Stunde ist die Vertiefung des Epochenbegriffs des Sturm und Drang. Grundlage dafür bieten zwei verschiedene Texte(„Prometheus“ und ein Ausschnitt aus Schillers „Die Räuber“), die auf Merkmale der Epoche hin untersucht werden sollen.
Zum Sturm und Drang:
Die Epoche des Sturm und Drang lässt sich zusammen mit der Empfindsamkeit als Resultat der Aufklärung betrachten. Während sich in der Aufklärung (1720-1800) die Auffassung des Menschen als denkendes Wesen und Individuum verbreitete sowie festigte und dieses Denken sich auch in der Literatur niederschlug, entstand mit der Empfindsamkeit ein gefühlsbetonte Literatur. Dies rührte daher, dass die Ausrichtung der bürgerlichen Gesellschaft auf Verstand resp. Vernunft dazu führte, dass jene Prinzipien zu Formen von Unterdrückung und Herrschaft missbraucht wurden. Gegen jedwede Arten von Unterdrückung wandte sich die bürgerliche Gefühlskultur. Die Literatur nahm diese Impulse auf und übertrug sie auf die damalige Welt der Stimmungen und Leidenschaften. Die Zeit des Sturm und Drang war angebrochen (1765-1790). Der Begriff des Sturm und Drang selbst rührt von Maximilian Klingers gleichnamigem Drama her, in dem sich ein junger Mann gegen die veralteten Gesellschaftsformen auflehnt.
Insgesamt wird die neue Literatur der jungen Autoren von einem gemeinsamen Wunsch getragen. Dem Wunsch nach Freiheit und nach Autonomie. Ernst Bloch spricht von einem „Durst nach Selbstvergötterung“, Maler Müller vom „Emporschwingen so hoch als möglich. Ganz zu sein, was man fühlt, dass man sein könnte. Es liegt doch so ganz in der Natur.“. Diese Berufung auf die Natur in der Nachfolge von Rousseau ist für das Verständnis einiger Werke, die der Epoche des Sturm und Drang entspringen, wichtig. Die jungen Autoren selbst streben nach Gottgleichheit. Der Gedanke der sich dahinter versteckt spielt in Goethes „Wilhelm Meister“ eine Rolle, worin es um die Auslebung der in sich ruhenden Anlagen geht. Letztendlich geht es um die Totalität des menschlichen Vermögens, die von der Gesellschaft möglichst nicht beschnitten und somit ermöglicht wird, damit sich bestimmte Anlagen entfalten können. Auch Lenz beschreibt den Sturm und Drang mit folgenden Worten: „Man sehnt sich nach dem größten Gefühl seiner Existenz, seiner Fähigkeiten, seines Selbst, nach der ganzen Größe seiner Bestimmung. Nach der größten Triebfeder unseres Wesens. Die alles aus uns herauswindet, was wir werden könnten.“ Dieses Zitat beschreibt die Vorstellung, dass die Kreativität resp. das, was in einem Menschen angelegt ist, sich in seiner Sozialisation entfalten können darf und nicht unterdrückt wird. Des Weiteren führt die Einsicht in die Einschränkungen in „welche die tätigen und forschenden Kräfte des Menschen eingesperrt sind“[1] zur Suche nach Wegen und Auswegen. Die ästhetische Ausbildung alles menschlichen Vermögens soll gerade das verhindern, was im Fall Werthers beispielsweise in eine Existenzkrise und schließlich in ein tragisches Ende ausläuft. Doch schon der „Werther“, wie auch die Dramentexte aus dem Jahr 1776 zeigen, dass es sich als schwierig gestaltet, alle menschlichen Anlagen stattfinden zu lassen. Vor allem im 18. Jahrhundert werden die politisch-gesellschaftlichen Verhältnisse als hindernd und defizitär empfunden werden, was die Auslebung der Anlagen erschwert. Der Bürger selbst hat keine Chance auf eine erfolgreiche Laufbahn, weshalb die politischen Hoffnungen des Bürgertums meistens in den ästhetischen Bereich abgedrängt werden. In seiner Besprechung zu Goethes „Götz von Berlichingen“ sagt Lenz es sei „ein trauriger niedertrübender Gedanke, eine ewige Sklaverei, ein Ball anderer zu sein.“. An diesem Zitat wird die Fremdbestimmung des einfachen Bürgers kritisiert. Diese Kritik ist einer der Gründe, weshalb sich auch die Form des Dramas[2] im Zuge des Sturm und Drang ändert. Theater und Kunst werden zu dieser Zeit zudem zu einer Art Ersatzwelt, wobei mythologische Figuren, wie beispielsweise Prometheus, zu symbolischen Vorbildern der Autonomie werden. Dem ganzen Geniekult obliegt somit ein Gefühl des Mangels, wodurch die sogenannten „Höhenflüge“ der Stürmer und Denker erst zu verstehen sind. Von Gerstenberg über Lavater, Goethe, Lenz, Klinger bis hin zu Wagner steht die Literatur im Zeichen einer Befreiung vom Herrschaftsegoismus, von politischen und sozialen Zwängen.
Die Kritik der Stürmer und Dränger selbst bleibt jedoch recht irrational. In ihren Dramen herrscht eine gesellschaftsfeindliche Grundstimmung vor. Es werden zwar Äußerungen sozialen Unbehagens und konkrete Vorführungen dieser Unterdrückung getätigt, jedoch wird keine Konsequenz aus den Missständen gewonnen resp. ein konkreter Lösungsansatz zur Verbesserung dieser gefunden. Kritisch ist deshalb oft angemerkt worden, dass in Summa die Bewegung des Sturm und Drang ein recht vages und emotional grundiertes Freiheitsbegehren ist.
Politisch fühlen sich diese jungen Autoren ohnmächtig und so verwundert es nicht, wenn sie ihre Charaktere so konzipieren, dass sie ihnen weniger moralische und politische Wertvorstellungen in den Mund legen, sondern deren Deformation zeigen. Schon im „Werther“ ist eine Kritik des Geniegedankens und damit auch eine Selbstkritik Goethes vorhanden, was daran zu erkennen ist, dass dem Werther augenscheinlich nichts zu gelingen scheint. Die überbordende Kreativität des Werthers stellt sich somit als nicht produktiv heraus. Auf der einen Seite wird mit „Den Leiden des jungen Werther“ eine starke Sozialkritik an der Gesellschaft ausgeübt, auf der anderen Seite hingegen werden Werthers Ideale überzeichnet, wodurch dem Leser bewusst wird, dass jene Ideale nicht tragen. Schon in der Hochphase der Geniebewegung gibt es demnach skeptische Stimmen.
Nach dem Dramenjahr 1776 verebbt die Begeisterung für den Sturm und Drang ziemlich schnell. Bereits Ende der 1970er Jahre wird die Bezeichnung „Sturm und Drang“ zu einer Formel, die dazu benutzt wird, den ehemaligen Anspruch als ästhetisch inakzeptabel zurückzuweisen. Schon die Zeitgenossen neigen dazu den Sturm und Drang als ein literarisches entwicklungspsychologisches Durchgangsstadium zu begreifen. Bis in die jüngste Forschung hinein hat sich diese Vorstellung vom Sturm und Drang, als einem Durchgangsstadium, welchem etwas anderes und besseres folgen muss, gehalten. Diese Sicht kann und muss jedoch als veraltet angesehen, fast schon als defizitär beschrieben, werden. Wird sich auf eine solche Sicht berufen so kommt es zu Problemen den jungen Schiller zu erklären, der etwa zehn Jahre später mit „Die Räuber“ thematisch offenkundig an den Sturm und Drang anknüpft und keineswegs ein Nachhall der Bewegung ist, sondern ihr ein ganz neues Gesicht verleiht.
Die „Sturm und Drang“-Autoren der ersten Generation begreifen den Menschen aus einem ganzheitlichen, leibseelischen Zentrum und stellen seine Deformierungen dar, die aber immer Deformierungen durch die sozialen Umstände sind. Vor dem Hintergrund der gezeigten Deformierung wird im Grunde die leibseelische Ganzheit als Ideal eingefordert. Schiller sieht die Ganzheitlichkeit des Menschen gar nicht mehr als Möglichkeit, sondern hat eine dualistische Auffassung des Menschen im Zentrum seiner Betrachtungsweise. In seiner Dissertation „Versuch über den Zusammenhang der tierischen Natur“ (1780) macht Schiller einen Dualismus zwischen Geist und Triebnatur aus. Der Mensch bestehe, so Schiller, aus diesen zwei, in Balance zu bringenden, Elementen. So will er auf eine Synthese, also einem ausbalancierten Verhältnis zwischen diesen beiden Kräften, hinaus, doch anders als bei seinen Vorbildern ist diese Ganzheit nur möglich, indem die Spaltung zunächst akzeptiert wird. Für die „Kraftmenschen“ bedeutet das, dass sie ihr Recht nicht mehr in sich tragen. Schillers Charaktere stehen in einer Spannung zu einer moralischen, normativen Ordnung und dem Selbst, also dem menschlichen Wesen. Ihre Größe erweist sich daran, dass sie sich, so unvollkommen diese Ordnung auch sein mag, jener in freier Selbstbestimmung unterwerfen. Erst in dieser Möglichkeit der freien Selbstvollendung resp. Selbstbestimmung angesichts einer unvollkommenen Welt erfüllt sich bei Schiller die Bestimmung des Menschen zu einer göttlich gewordenen Vollendung. Darauf Bezug nehmend hat für Schiller das Theater vor allem eine moralische Anstalt zu sein. Dort wo für ihn die weltliche Gerichtsbarkeit versagt beginnt für ihn die Gerichtbarkeit der Bühne.
„Die Räuber“ selbst erzählt von der Geschichte der beiden ungleichen Brüder Franz und Karl Moor. Franz der jüngere Bruder, welcher hässlich von Geburt ist und zusätzlich als Zweitgeborener von der Erbfolge des Hauses Moor ausgeschlossen ist, ist trotz seiner Benachteiligung, gebildet und ein Schüler der Aufklärung, wodurch er alle moralischen Grundsätze und Gebote des aufgeklärten Denkens kennt. Seine Klugheit resp. seine Kenntnisse benutzt er jedoch um sich, auf Kosten seines Vaters und seines Bruders, zum Herrn der Familie zu erheben. Franz unterschlägt einen Brief, den sein Bruder Karl an den Vater geschrieben hat und indem dieser bereut ein etwas lockeres Studentenleben geführt zu haben. Franz der ganz genau weiß, dass der Vater Karl verzeihen würde, ersetzt den Brief durch einen von ihm selbst verfassten Brief, wonach der in Leipzig weilende Student Karl ein steckbrieflich gesuchter Räuber geworden sei. Franz ließt den gefälschten Brief seinem Vater vor, der fortan glaubt sein ältester Sohn habe ihm Schande gemacht. Unter der Wirkung des Briefes bricht der Vater fast zusammen, was Franz unberührt lässt, der durch erfundene, heuchlerische Geschichten und Prognosen Karl in ein noch schlechteres Bild zu rücken versucht. Er selbst hingegen gibt sich dem Anschein von Treue, Redlichkeit, Pflicht und Sorge um den Vater, sodass dieser sich überreden lässt Franz die Antwort an Karl zu überlassen. An dieser Stelle zeigt sich die Schwäche des Vaters, eine Geringfügigkeit die sich zu etwas Schrecklichen weiterentwickelt. Das Schreiben von Franz, welches Karl im Kreise seiner Kameraden erreicht, erscheint diesem so überzogen, dass er eine Räuberbande gründen will.
Mit für die Zeit beispielloser, psychologischer Eindringlichkeit lässt der junge Schiller in Franz die Stimme des Unterdrückten zu Wort kommen. In einem längeren Monolog werden dessen innere Beweggründe deutlich. Alles was die Aufklärung propagandiert[3] benutzt Franz um seine Taten nach Außen hin zu verschleiern, aber im Inneren seine Interessen durchzusetzen. Franz Moor kennzeichnet sich durch seine Rationalität und der unübertroffenen Ruchlosigkeit, mit der er seine Handlungen und Verbrechen begeht, um Macht und Herrschaft zu erlangen, aus, wobei er am Ende doch von seinem Gewissen eingeholt wird über das er vorher selbst gespottet hat. Schiller sieht in Franz somit jemanden, der in sich das ganz Laster, mitsamt seinem ganzen inneren Redewerk, aber auch mit seiner ganzen kolossalischen Größe, verkörpere. Somit stellt Franz eine Figur dar, die sich über alles, was die sittliche Natur des Menschen gebietet, was menschlich erscheint, was Empathie und Mitleid bedeutet, hinwegsetzt. Hier wird der Geniegedanke der Stürmer und Dränger aufgegriffen, den Schiller mit einer absolut negativen Konnotation ausgestaltet. In der Gestalt des Franz entwickelt Schiller das erste Psychogramm eines bösen Tyrannen in der Weltliteratur. Sein Charakter verkörpert die kriminelle Seite der instrumentellen Vernunft und rebelliert im Grunde gegen eine unzureichende Ordnung, auch wenn seine Motive niedrig erscheinen mögen. Ihm entgegen steht sein Bruder Karl, der offen gegen die misslichen Verhältnisse ankämpft. Franz Zweifel an der bestehenden Ordnung der Welt, an einer das Walten Gottes offenbarenden Natur und an den Bindungskräften der Familie, sind Zweifel, die der aufgeklärte Geist selbstkritisch gegen seine eigenen Ideale richtet. Es bestehen somit auch am Ende des Stückes Zweifel und Fragen, die nicht aufgelöst werden können.
Grobziel
Die Schüler und Schülerinnen sollen erste Kenntnisse über die Epoche erlangen und diese Kenntnisse vertiefen, indem sie sich mit Texten der Epoche auseinandersetzen.
Feinziele
Die Schüler und Schülerinnen sollen…
- ihre bisherigen Kenntnisse aktivieren, indem sie diese auf beispielhafte Texte anwenden.
- den bewussten Umgang mit Begrifflichkeiten üben und wissen, was mit dem „Geniegedanken“ gemeint ist und wie der Begriff der „Natur“ in dieser literarischen Epoche geprägt wird. Verlaufsplan
Zeit | Phase/Fein-ziel | Geplantes Lehrerverhalten | Erwartetes Schülerverhalten | Sozialform/ Interaktionsform | Medien/
Material |
|
10.15 Uhr
1‘ |
Einstieg | -Begrüßung
|
-Begrüßung | -normale Sitzordnung | -beliebtes Ritual | |
10.16 Uhr
5‘ |
Wiederholung / Erarbeitung
(FZ 2) |
-L. fordert zu der Wiederholung auf | -wiederholen das Gelernte | -normale Sitzordnung
-Unterrichtsgespräch |
-ggf. die Tafel | -Sprechanlass
-Vorbereitung auf die Anwendung |
10.21 Uhr
25‘ |
Anwendung
FZ 1 FZ 2 |
-L. erläutert den Arbeitsauftrag und verteilt die Arbeitsblätter
-fordert zur Gruppenarbeit auf – leistet Hilfestellung -beendet Arbeitsphase |
-bearbeiten ihre Arbeitsaufträge
– finden sich zu Gruppen zusammen – fragen bei Bedarf nach Hilfe |
-Gruppentische
– Gruppengespräche |
-Arbeitsblatt | – Gruppenarbeit fördert Kommunikation und Zusammenarbeit
– Motivation und Sprechanlass -handelnde Schüleraktivität |
10.46 Uhr
14‘ |
Sicherung
(FZ 1) (FZ 2) |
-L. erkundigt sich nach den Ergebnissen der SuS
-Sammlung und Visualisierung der Ergebnisse auf einer OHP-Folie |
– stellen Vermutungen an bzw. tragen ihre Ergebnisse vor
-äußern ggf Klärungsbedarf
|
-normale Sitzordnung
– Unterrichtsgespräch |
– Arbeitsergebnisse
– Overheadprojektor; Folien; Folienstifte |
– Würdigung, Kontrolle und Korrektur der Sus-Arbeitsergebnisse
– Visualisierung zum besseren Verständnis |
1.5 Vorüberlegungen und Entscheidungen
Der Stundeneinstieg findet innerhalb der gewohnten Sitzordnung statt. Zur Einführung und Hinführung zum Thema dient eine kurze Wiederholungsrunde in der die Schüler und Schülerinnen die Möglichkeit haben ihr Wissen zu präsentieren, es gleichzeitig zu reflektieren und zu erweitern. Des Weiteren dient diese Phase dazu, die Schüler anzuregen sich aktiv in den Unterricht einzubringen. Eine Hinführung zum Thema als solches ist bereits durch das Video vorweggenommen sodass sich stärker der Anwendungsphase gewidmet werden kann. Zur Durchführung der Anwendungsphase wird sich in Gruppen zusammengefunden, was ein Kollektiv resp. ein Gemeinschaftsgefühl entstehen lässt und einen angemessenen Rahmen bietet. Die Schüler und Schülerinnen mögen diese Sozialform, da sie ihnen die Möglichkeit bietet, den sozialen Umgang und den gemeinsamen Wissensaustausch zu fördern. Nachdem die Schüler(innen) Zeit haben, ihre Aufgabe zu bearbeiten, wird sie im Plenum besprochen. Der Overheadprojektor dient dabei einer visuellen Darstellung der Aufgabe, bei der die Schüler mit einbezogen werden, indem sie ihre Ergebnisse vortragen und überprüfen. Die Visualisierung der Ergebnisse fungiert dabei einerseits als Unterstützung verschiedener Lerntypen und lenkt andererseits die Aufmerksamkeit der Schüler wieder auf das Wesentliche sodass sie ihnen die Möglichkeit gibt, sich in den Unterricht einzubringen.
[1] Zitat aus Goethes „Die Leiden des jungen Werther“
[2] Die aristotelische Form eignet sich nicht mehr zur Darstellung der Probleme
[3] Ehrlichkeit, ein Gewissen zu haben, über Gut und Böse nachzudenken